Brückenprävention

Fachausschuss Technik und Innovation – Positionspapier

Der BVST fordert den gezielten Einsatz von intelligenter Sensortechnik zur Minimierung des volkswirtschaftlichen Schadens durch Brückenverschleiß.

Zu den knapp 52300 Brücken zählen 2510, die das Bundesverkehrsministerium mit der schlechtesten Zustandsnote "Stufe V" bewertet. Dem stehen nur 9298 Brückenbauten gegenüber, die in ihrer Tragfähigkeit als einwandfrei "Stufe I" gelten(*1).
Für die Ertüchtigung dieser Bauwerke ergibt sich nach Berechnungen der Bundesregierung ein Finanzbedarf von rund 9,3 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030.

Die Instandhaltung von Brücken ist ein schwelendes Problem, welches dem Transitland Deutschland mit seinem dicht verzweigten Schnellstraßen-Netz stetig wachsende Kosten auferlegt. Nicht zuletzt durch den Investitionsstau der vergangenen Jahre ist aktuell zu beobachten, dass die Nachlässigkeiten hinsichtlich präventiver Maßnahmen zu Ausfällen ganzer Brückenbauwerke (wie zuletzt auf der A45 Rahmede-Talbrücke im Sauerland) geführt haben, die nun unter Aufwendung hoher Investitionsmittel neu zu errichten sind. Abseits davon ist der volkswirtschaftliche Schaden infolge Umleitungen, Verkehrsbehinderungen, Ersatzmaßnahmen und Staus kaum zu beziffern, jedoch ohne jeden Zweifel höher als die unmittelbaren Kosten der Baumaßnahmen selbst.
Die begrüßenswerte Kompetenz-Bündelung hinsichtlich des Schnellstraßen-Netzes in der Autobahn GmbH hat in der Startphase zu einem gefühlten Pausieren des operativen Betriebs geführt, so dass die Brücken-Problematik immer deutlicher erkennbar wird.

Die nun anstehenden Sanierungs- und Baumaßnahmen stellen eine schwere Hypothek für die neu gegründete Gesellschaft dar und werden diese über Jahrzehnte begleiten.

Wir als BVST fordern daher die verantwortlich Handelnden dazu auf, die aktuelle Situation als Chance für einen Neuanfang zu nutzen und auf die Einbeziehung neuester Technologien bei der Bewältigung der bestehenden Probleme zu setzen.

Hierzu sollten insbesondere moderne Ansätze aus den Bereichen Sensorik, künstlicher Intelligenz und Cloud-Computing Anwendung finden, um Brücken der Zukunft mit virtuellen Eintrittspassagen auszustatten, die das Verkehrsgeschehen erfassen und daraus die Belastung und den daraus resultierenden Verschleiß des Bauwerks verlässlich ableiten.

Diese Daten sollen in vorausschauende zukünftige Verkehrssteuerungssysteme einfließen und darüber hinaus dazu dienen, bedarfsgerechte Maßnahmen vollautomatisch vorzuschlagen, so dass diese zielgerichtet auf Bauwerke angewendet werden können, bevor sie zu maroden Sanierungsfällen werden.

Konkrete Maßnahmen / Handlungsempfehlungen

  • Installation Sensortechnik zur
    • Gewichtsmessung in fließendem Verkehr
    • Erfassung fließender Verkehr auf Einzelfahrzeug-Ebene (mit Spurzuordnung und Geschwindigkeitsmessung)
    • Rein informative Systeme ohne Zulassung zur Erzeugung von Daten zwecks Online-Ableitung der - Verschleißparameter
    • Anmeldung bei DSGVO-Verantwortlichen mit begründetem Interesse hinsichtlich Aufrechterhaltung öffentlicher Infrastruktur
    • Installation erfolgt z.B. durch BVST-Mitgliedsfirmen
  • Auswahl von Pilotprojekten in Abstimmung mit der Autobahn GmbH (zwei bis vier Pilotprojekte in Deutschland)
  • Bereitstellung Messdaten der Öffentlichkeit in anonymisierter Form über europäischen Datenraum, z.B. GAIA-X oder ITS-Datenraum
    • Einladung Forschungsreinrichtungen (Unis, usw.) zur Entwicklung von Verfahren zur Verschleiß-Prädiktion und Verkehrssteuerung (Ähnlich DARPA-Challenge)
    • Entwicklung eigener Verfahren, z.B. über Mitgliedsfirmen BVST
  • Erarbeitung Konzepte zur vollautomatischen Ableitung von Wartungsarbeiten, Verkehrslenkung und Sanierungsmaßnahmen an Brücken
  • Erarbeitung Konzepte zur Übertragung von Verschleißmessungen auf andere Straßenarten (insb. Ableitung von Zeitintervallen zur Erneuerung Autobahn-Straßenbelag)

(*1) Bundesanstalt für Straßenwesen (bast) - Zustandsnoten der Brücken (Excel), Stand 17.11.2021

Zusammenfassung

Im BVST sind 25 namhafte Firmen und Non-Profit-Organisationen vertreten.
Bei der Bewertung prognostizierter Auswirkungen durch Erfassung des aktuellen Verkehrsgeschehen mit intelligenter Sensortechnik vor schützenswerten Brückenbauwerken resultierenden Daten steht der BVST mit seinem Fachausschüssen, insbesondere dem Fachausschuss für Technik und Innovation allen politischen Parteien und Vertretern für weitere Diskussionen zur Verfügung.

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Erreichbarkeit

Bundesverband Verkehrssicherheitstechnik e.V.
Greifswalder Str. 200 A
10405 Berlin

Tel:. 030/81798792

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